Bereits beim Sicherheitscheck spürte man bei den Jugendlichen eine Mischung aus Neugier, Respekt und Aufregung.

Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es auf die Besuchertribüne des Plenarsaals. Dort konnten die Jugendlichen eine laufende Plenarsitzung live verfolgen. Sie erlebten Redebeiträge, Diskussionen und Abstimmungen hautnah – und bekamen so einen direkten Eindruck davon, wie politische Entscheidungen entstehen. Die Jugendlichen stellten dabei überrascht fest, dass während der Sitzung dazwischen gerufen wird, einige Abgeordnete herumlaufen oder am Handy beschäftigt sind. Dieses Verhalten sorgte für kritische Nachfragen: „Warum ist das erlaubt?“ und „Wird da überhaupt richtig zugehört?“ – Fragen die sie im weiteren Verlauf des Besuches noch einmal stellen durften.

Ein besonderer Höhepunkt des Besuchs im Landtag war das persönliche Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Jens Kamieth. In einer offenen Fragerunde zeigten sich die Jugendlichen interessiert, mutig und engagiert. Es entwickelte sich ein spannender Austausch über politische Teilhabe, berufliche Perspektiven und ganz persönliche Themen, die viele der jungen Menschen beschäftigen.

So ging es unter anderem um die Sorge vor finanziellen Schwierigkeiten im späteren Leben, etwa: „Wie soll ich das eigentlich  mal alleine schaffen?“ Auch die Frage, welche Voraussetzungen man für eine politische Karriere mitbringen muss, stand im Raum: „Welchen Abschluss braucht man eigentlich, um Abgeordneter zu werden?“ Besonders bewegend war der Beitrag eines Jugendlichen, der erzählte: „Mein Vater sagt immer, dass ich mit einem Hauptschulabschluss eigentlich nichts wert bin.“

Jens Kamieth nahm sich viel Zeit für die Anliegen der Jugendlichen. Er beantwortete die Fragen ehrlich, verständlich und auf Augenhöhe. Dabei machte er deutlich: Jede Meinung zählt – unabhängig von Herkunft, Schulabschluss oder Lebenssituation. Den Jugendlichen wurde spürbar vermittelt, dass ihre Stimme wichtig ist und gehört wird. Auch zu der  kritischen Frage  des Verhaltens der Politiker im Plenarsaal fand Herr Kamieth Antworten und erklärte, die Gepflogenheiten. “Es gibt feste Regeln, zum Beispiel für Redezeiten, Wortmeldungen und Abstimmungen. Dennoch ist es üblich – und für Außenstehende manchmal irritierend –, dass Abgeordnete während der Sitzung herumlaufen, miteinander sprechen oder ihr Handy benutzen. Auch Zwischenrufe gehören zur politischen Debattenkultur und sind erlaubt, solange sie nicht gegen die Geschäftsordnung verstoßen.“

Zum Schluss bedankte sich Herr Kamieth ausdrücklich für die ehrlichen Impulse und Perspektiven, die die Jugendlichen mit ihrem Besuch eingebracht haben.

Der Besuch im Landtag war für alle Beteiligten eine wertvolle Erfahrung und endete  mit einer Einladung. Die Jugendlichen baten Herrn Kamieth, sie in der Jugendwerkstatt auf dem Erfahrungsfeld „Schön und Gut“ in Siegen zu besuchen.

Der Landtagsbesuch hat Mut gemacht, sich einzumischen. Er war ein gelungene Aktion, um demokratische Kompetenzen zu stärken –  ein wichtiger Schritt hin zu einer aktiven, reflektierten und verantwortungsvollen Teilhabe an der Gesellschaft. Besonders deutlich wurde, Politische Teilhabe beginnt dort, wo man sich informiert, mitredet und Verantwortung übernimmt.